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Pressestimmen
Halb Fantasie, halb Ornithologie
Sehr klein und sehr raffiniert ist dieses Ding zugeflogen gekommen, von dem man nicht einmal sagen kann, ob es sich um ein Buch handelt. Artikel lesen…
Sehr klein und sehr raffiniert ist dieses Ding zugeflogen gekommen, von dem man nicht einmal sagen kann, ob es sich um ein Buch handelt. An der Kante geklebt ist es zwar, doch so, dass es sich jederzeit auflösen lässt in 15 Kartonblätter mit Zeichnungen und ebenso viele lapidare Kürzesttexte. Die Bilder: Vögel mit seltsamen Namen wie Braver Höllengreifling oder Zittriger Stelzer wer weiß, vielleicht gibt es sie wirklich; doch eher sind sie Geschöpfe von Teresa Präauer, die sie gezeichnet hat, halb ihre Fantasie, halb brave Bleistiftskizzen wie im Ornithologennotizbuch. Notiert hat sie dazu, was zu den Geschöpfen passt oder frei assoziierend um sie kreist: Löcher sind die Häuser der Mäuse. Dort war ein Wurm, der Spuren macht. Und: Die Schwalbe macht den halben Sommer. Warum nicht, wenn eine keinen macht, aber zwei vielleicht einen? Taubenbriefe von Stummen an anderer Vögel Küken heißt das Ding, das lässt einen rätseln, vielleicht auch erröten. Es hat eine blassrosa Bauchbinde und einen Verlag, der sich von Fischfutter herleitet und für den das gute Buch ein Gesamtwerk ist. Die Edition Krill kann ihren Namen als Aneinanderreihung von geraden und verkehrten Buchstaben L schreiben und bleibt dabei lesbar das allein ist eine kleine typografische Pretiose. Am Ende zitiert die Autorin Ilse Aichinger: Manche Vögel kehren mit Briefen im Schnabel zurück. Die Edition sollte ihr Erzeugnis einschicken an den Wettbewerb um die schönsten Dinger des Jahres. Artikel ausblenden…
Michael Freund, Der Standard/Album (14. November 2009)
Da frägt man, was die Vögel tun und hört, was sie berichten.
Einem Wiener Kleinverlag ist ein wahrhaftes Schmuckstück geglückt:
eine kleine Geschichte mit starken Zeichnungen, und wenn man ein
netter Mensch ist, verschickt man nach (mehrmaligem) Genuss die
Einzelseiten als Postkarten.
Sonja Franzke, Anna Jellers Vergnügungen (November 2009)
Der gepflückte Pilz hinterlässt ein Nest
Teresa Präauers literarisches Vermögen geriert sich in einer feinen Lyrik, die verdichtet und öffnet zugleich, die an die unbewussten Schichten der Seele rührt, wie es sonst nur Märchen tun. Artikel lesen…
»Taubenbriefe von Stummen an anderer Vögel Küken« sammelt die Autorin und bildende Künstlerin Teresa Präauer in ihrem aufwändig gestalteten Buch, erschienen in der Edition Krill.
Bildschön, berührend schlicht, den eigenen Phantasien Raum gebend, mit ausgesiebten Wörtern erzählerisch: »Taubenbriefe von Stummen an anderer Vögel Küken« von Teresa Präauer lockt mit einem Titel, der innehalten lässt. Taube ist es der Vogel, ist der Mensch gemeint? Auch verbinden wir im Kopf das Wort Taubenbriefe mit Brieftaube. Nein, geht es nicht um Botschaften von Stummen, etwa stummen Vögeln ein Widerspruch in sich an anderer Vögel Küken?
Zwischen den dicken Seitendeckeln jede einzelne Seite kommt wie ein Original daher treten so selbstbewusst wie rührend zaghaft, den Bildraum beanspruchend, Vogelküken als Schwarz-Weiß Zeichnungen auf.
Krüppelgeier reiht sich an Dickvogel, gefolgt vom Kinderschnäpper, dem Balonblässling … hin und hin seltsam unvertraute Namen. Zum Schluss dichtet der Frackschmätzer: »Wir beäugen vom Ast aus die Nacht.« Teresa Präauers literarisches Vermögen geriert sich in einer feinen Lyrik, die verdichtet und öffnet zugleich, die an die unbewussten Schichten der Seele rührt, wie es sonst nur Märchen tun.
Weisheit und Dichtung verbirgt sich in dem begleitenden Satz des Mantelwachlers: »Der
gepflückte Pilz hinterlässt ein Nest«. Ein kraftvoller Strich zeichnet die Deckfedern der jungen Vögelchen aus, weicheren Flaum spürt man bei einigen an der Bauchseite durch, krallig gearbeitet die Füße. Die Porträtierten halten inne und lassen sich genau betrachten, jedes besitzt seinen eigenen Charakter. In der Aufhebung der Grenze zwischen wissenschaftlicher Akkuratheit und künstlerischem Eigenwert der Zeichnung liegt der reizvolle Moment der bildnerischen Arbeit.
Das handliche Buch im Kartenformat ist eingefasst von einem Reigen der Küken, gleich einer Bordüre, die Deckel und Umschlag bildet. Die halbwüchsigen Geschöpfe geben über ihre Herkunft Bescheid und platzieren sich gelassen über ihren erstaunlich unterschiedlich gesprenkelten Brutzellen. Größere und kleinere Vogeleier auch auf der Titelseite, diesmal in glänzendem Weiß auf Weiß. Wie es sich für Vögel geziemt, lassen sie sich allesamt als einzelne Karten, losgelöst aus ihrem Verband, in alle Welt aussenden. Artikel ausblenden…
Ulrike Guggenberger, DrehPunktKultur (27. November 2009)
Die »Taubenbriefe«, in der ebenfalls noch sehr jungen Edition Krill erschienen, sind ein außergewöhnlich schön gestaltetes Buch. Kein Kindle kann dessen optische und haptische Qualitäten nur irgendwie wiedergeben. Artikel lesen…
Sebastian Fasthuber, Falter (20. Jänner 2010)
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Poetische Ornithologie
Als ich dieses Buch man könnte auch sagen: »dies Büchlein«, wollte man nur auf das Format zielen, ideal übrigens für Reisende zu Lande, Wasser und in den Lüften! in Händen hielt, sagte ich mir gleich: ein schönes Buch! Wissend, dass nicht alle schönen Bücher auch gute Bücher sind und dass gute Bücher oft nur »gut geschriebene« (Reich-Ranicki) Bücher sind, habe ich es geöffnet. Artikel lesen…
Als ich dieses Buch man könnte auch sagen: »dies Büchlein«, wollte man nur auf das Format zielen, ideal übrigens für Reisende zu Lande, Wasser und in den Lüften! in Händen hielt, sagte ich mir gleich: ein schönes Buch! Wissend, dass nicht alle schönen Bücher auch gute Bücher sind und dass gute Bücher oft nur »gut geschriebene« (Reich-Ranicki) Bücher sind, habe ich es geöffnet. Was ich sehe, sind kleine Vögel, die sich aufplustern und so wenige, bescheidene Wörter auf weißen, planen Flächen an den Rand drängen, grad wie gewisse Vögel, die ihre missratenen Küken aus dem Nest werfen.
Soviel zur Einfühlung. Tatsächlich aber hat dieses Buch verschiedene Assoziationen oder soll ich besser (genauer?) schreiben: meine persönlichen, austrojapanischen kulturellen Konnotationscodes? in mir wachgerufen, wie z. B. das japanische Haiku oder überhaupt eine Charakteristik der dortigen Kunst, Schrift und Bild in einer semiografischen Weise zusammen zu bringen, dass die Schrift das Bild, das Bild die Schrift kontaminiert, und zwar nicht durch eine direkte, tangenziale Berührung sondern vielmehr gerade über die weiten, weißen Zwischenräume. Dem Betrachter, der auch ein Leser ist und umgekehrt, öffnet sich eine wohltuende Leere, die er nicht unbedingt zu füllen aufgefordert ist. Ganz und gar unangebracht wäre es, zwanghaft wie ein Philologe die teils rührenden, teils komischen Vogelzeichnungen mit solchen unglaublichen Namen aus der Präauerischen poetischen Ornithologie wie »Sicheltschilper« oder »Braver Höllengreifling« nun an der Wirklichkeit zu überprüfen, um dann, in einem letzten, entscheidenden Schritt der Sinn-Suche, auf dem Zusammenhang zwischen diesen auf dürren Beinen stehenden kugelförmigen »Kräuselküken« und den ihnen gegenüber liegenden Zwei- und Dreizeilern zu insistieren. Freilich, sollte ein Wirklicher Ornithologe, angeregt vom Titel, sich diesen klassifikatorischen Kostbarkeiten nähern, so würde er schnell der hier herrschenden Intertextualität auf die Spuren kommen. Denn wenn man noch im 10. Jahrhundert die Vogeleier der Aepyornithiden, der Elefantenvögel also, gefunden hat, deren größter, der Aepyornis maximus, 450 kg wog, und wenn es bis zum heutigen Tag den wissenschaftlich kanonisierten Hadesschmätzer und den Azurschnäpper gibt, auch wenn wir keinen davon jemals gesehen haben warum sollte es dann den »Frackschmätzer« und den »Kinderschnäpper« nicht geben? Aber die eigentliche Frage, die sich uns stellt, ist doch die: Was hat der »Ballonblässling« damit zu tun, dass »Die Pilze platzen«? Regiert hier vielleicht das Gesetz der Lautverschiebung? Oder liebt dieser Vogel etwa Pilze? Oder platzt er, wenn er zu hoch fliegt? Manche Sätze, wie der dem »Mätzchen« beigeordnete, haben einen vertrauten Klang, als hätten wir sie schon gehört oder gelesen: »Die Haare sind die Federn der Menschen« und doch, woher kommen sie und was ist das nur ein Vogel, der den Namen »Mätzchen« trägt? Und überhaupt: Stimmt das, dass die Haare die Federn der Menschen sind? Der »Zutrauliche Astgabler« schließlich bringt uns eine der wenigen haltbaren europäischen Variationen des berühmten pond-frog-plop-Haiku von Bashô: »Aus dem Wasser in die Welt / plumpst ein Fisch.« Nicht nur an Bashô denke ich da, es fällt mir eines der schönsten und übrigens auch lustigsten Bücher von Ingram Hartinger ein, »Tang und Distel«, das »dem Pflanzlichen« (Algen, Sauerkraut, Bananenstaude u. v. a. mehr) gewidmet ist, so wie Präauers Buch vielleicht den Vogelliebhabern und den vogelbetrachtenden Menschenkindern gewidmet ist halb ist es Wissenschaft, halb ist es Märchen. Wie schon gesagt: Wer versteckte Botschaften sucht, wird enttäuscht sein. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum der europäischen Interpretationskünstler, in der gedrängten Knappheit der Sätze und der Spärlichkeit des Wortschatzes Verdichtung und hinter der Dichte das Rätsel des verborgenen Sinns zu suchen wie den deus adsconditus oder den sprichwörtlichen Schatz am Ende des Regenbogens, die ja auch jeweils aus nur wenigen, trügerischen Grundvorstellungen und Grundfarben gemacht sind. Aber wie das japanische Haiku ganz ohne tiefere Bedeutung auskommt, so auch diese federleichten Gedichte. Und wenn auch unter den dreißig Vogelkindern keine einzige Brieftaube ist, so bringen sie doch alle etwas mit seien das Disteln, Würmer oder einfach Fliegen. Artikel ausblenden…
Alf Schneditz, Literatur und Kritik (März 2010)
Lockvogel Sprache
Die junge Autorin Teresa Präauer schenkt ihren Lesern fünfzehn Sätze und Vögel.
Wie vom Himmel gefallen liegt er da, der Satz, den Teresa Präauer aufs Papier setzt. Er steht für sich allein, auf andere Sätze, die ihm Stütze und Rückhalt bieten, darf er sich nicht verlassen. Viel Weiß baut sich rund um ihn auf, das macht ihn um so bedeutsamer. Er steht in keinem größeren Zusammenhang, und so hängt er im Raum als Chiffre für eine erst zu entdeckende Wirklichkeit. Artikel lesen…
Wie vom Himmel gefallen liegt er da, der Satz, den Teresa Präauer aufs Papier setzt. Er steht für sich allein, auf andere Sätze, die ihm Stütze und Rückhalt bieten, darf er sich nicht verlassen. Viel Weiß baut sich rund um ihn auf, das macht ihn um so bedeutsamer. Er steht in keinem größeren Zusammenhang, und so hängt er im Raum als Chiffre für eine erst zu entdeckende Wirklichkeit. Mach etwas aus mir, raunt er dem Leser zu, der aus Andeutung und Rätsel etwas für ihn Achtbares herausziehen muss. »Gras verheddert sich in Gras«, heißt solch ein Satz oder: »Die Haare sind die Federn der Menschen.« Daran kann man sich festbeißen, und mit solch einem Satz kann man durch den Tag kommen.
Die Natur ist das Anschauungsmaterial, die Sprache das Transportmittel, diese Außenwelt in unser Gedächtnis zu hieven. Auf diesem Weg passiert eine ganze Menge, weil sich die Sprache, jene falsche Freundin, als Vermittlerin anbahnt. Die Wörter sind für uns alle gleich, aber sie entwickeln für uns alle eine eigene Aura. Sie, die vorgeben, reine Bedeutung zu sein, haben immer mehr als einen einzigen Sinn. Und wenn dann noch unsere subjektive Gefühlswelt dazukommt, die auch noch ein Wörtchen mitredet, wenn es ums Verstehen geht, ist die Sprache ganz und gar um ihren reinen Mitteilungswert gebracht. Damit spielt Teresa Präauer, die uns ihre Sätze hinwirft, geradeso wie andere Vögel mit fetten Würmern anlocken.
Anfresser und Frackschmätzer
Ach ja, Vögel. Alles dreht sich bei Präauer um diese so flüchtigen Tiere, so scheu wie die Literatur dieser jungen Autorin aus Österreich. Fünfzehn Fantasievögel zeichnet sie, den melancholischen Anfresser ebenso wie den hellwachen Frackschmätzer. Alles erfunden! Die knappen Sätze kommentieren die Tiere nicht, helfen uns nicht, sie zu verstehen. Wie denn auch, als ob irgendjemand schon jemals einen Vogel verstanden hätte. Die Sätze purzeln aus der Welt der Vögel in unsere menschliche Existenz, und damit müssen wir jetzt leben. »Wir beäugen vom Ast aus die Nacht.« Wer immer sich auf diese Art des Zeitvertreibs einlässt, wir beäugen in der Zwischenzeit die Sätze der Teresa Präauer und kommen darüber ins Grübeln. Artikel ausblenden…
Anton Thuswaldner, Die Furche booklet (Mai 2010)
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Referenzen
Leseperformance und Ausstellung
Donnerstag, 25. März 2010 in der Kultur:Plattform St. Johann/Pongau:
Im Zusammenspiel mit Walter Singer als akustische Begleitung am Kontrabass liest Teresa Präauer aus ihren Prosaparaphrasen zum Buch »Taubenbriefe von Stummen an anderer Vögel Küken«. Parallel dazu werden ausgesuchte Originalzeichnungen der Künstlerin gezeigt.
Weitere Darbietungen:
Dienstag, 18. Mai 2010: Schlachthof Wels im Hotel Hauser (mit Ausstellung)
Donnerstag, 3. Juni 2010: Bahnhof Andelsbuch (unter musikalischer Begleitung von Katrin Fink an der Harfe)
Präsentation der Vorzugsausgaben
Dienstag, 2. März 2010 bei Ortner 2 in Wien:
Teresa Präauer präsentiert 10 Vorzugsausgaben ihres 2009 erschienenen Künstlerbuches »Taubenbriefe von Stummen an anderer Vögel Küken« mit je einer beigelegten Originalzeichnung. Im Rahmen dessen wird der Galerieraum für fünf Tage zur Volière für Zeichnungen, Objekte und Lasercuts der Künstlerin.
»50 Dinge, die unser Leben besser machen«
Jänner 2010 in Fleisch, Ausgabe Nr. 14:
Die »Taubenbriefe von Stummen an anderer Vögel Küken« von Teresa Präauer werden für »50 Dinge, die unser Leben besser machen«, die Konsumgüterbeilage des Magazins »Fleisch«, ausgewählt.
Buchpräsentation und Lesung
Mittwoch, 27. Jänner 2010 in der Alten Schmiede Wien:
Nach einer Einleitung von Florian Huber stellt Teresa Präauer ihr Buchdébut »Taubenbriefe von Stummen an anderer Vögel Küken« im Rahmen einer Lesung erstmals vor.
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