die drachen die lachen

Kindergedichte von Michael Hammerschmid
Mit Bildern von Mia Schwarcz

Warum lachen Drachen? Warum sollten Tigerkatzen einen im Zirkus nicht kratzen? Warum ist der Tod nicht »rot«? Und warum hat man bloß »schlechte Gedanken«? Das sind einige der Fragen, die Michael Hammerschmids Gedichte stellen, was sie auf die denkbar unmittelbarste Art und Weise tun – an ein »Du« gerichtet. Ähnlich direkt im Ausdruck die Kinderzeichnungen von Mia Schwarcz, die Seite an Seite mit den Gedichten stehen. Im Wechselspiel von Text und Bild, zwischen Wort und Welt und letztlich zwischen Kind und Erwachsenem wird so ein ganz eigener, zugleich freier und inniger Ton angeschlagen.

Aus dem Buch

die drachen die lachen

die drachen
ach lang müssen sie ruhen
sich um gar nichts bemühen
haben gar nichts zu machen
gar nichts zu lachen

und manchmal verfliegen sie
die kinder zerbiegen sie
die äste zerkratzen sie
ach was kann man tun.

doch dann
ist der wind zu spüren
an ihren schnüren,
die surren und murren
und sehnsüchtig schnurren
als wären sie katzen
halt ohne tatzen
ja, dann lachen die drachen
auf ihre weise
dort oben im himmel
wo es ziemlich leise
ist – hörst du es nicht?

und dann rollst du sie ein
sie sollen wieder daheim
unters bett, in den schrank
ist das nicht krank?

kann sein, doch der fang
heut war fein, wir haben gefangen:
sonne, wind und
wolkenschlangen,
die sind am drachen seitlich
gehangen
und haben getanzt und gezappelt,
dass deine hände
gewackelt haben
hast du's bemerkt?
hast dich gar nicht beschwert.
war's dir das wert?
magst jetzt ein pferd?
ein schloss?
ein fest?
oder wartest du einfach
bis der wind wieder bläst?

· · ·

verkleidet

wer bist denn du?
du siehst aus wie eine
kuh,
nein, wie ein kleines schwein,
doch deine hände sind zu fein.
also was, machst du bloß spaß,
bist du ein tier
oder ein mensch,
und jetzt dieser glitzer
prinzessinnenhaft
wie hast du das so schnell nur geschafft,
und, wie kann ich mit dir reden
welche sprache sprichst du denn
muss ich fein und höflich sein
hach, diese steine müssen kostbare sein,
vielleicht aus einem schatz
tief aus dem meer,
bist du vielleicht eine nixe,
die zwischen blumen taucht
und neben bunten fischen
sich schmuckstücke kauft?
ich versteh einfach nicht,
ob du ein mensch oder fisch
und du tanzt ja sogar,
das ist wunderbar,
darf ich mit?
und hast du auch
etwas für mich aus dem meer
getaucht? eine krone,
setz ich die einfach auf,
und bin ich jetzt ein könig?
oder essen wir einfach honig
und spielen wir bienen,
die sich honigbrote verdienen?
nein, das nicht mehr, wir sind wieder wir,
also gut, bittesehr,
doch brote sind gut,
nach so einem spiel,
ich streiche sie uns,
sag nur wie viel.

· · ·

so dunkel

kann man
eigentlich
die dunkel-
heit sehen?
eigentlich nur
wenn die augen
zugehen
und selbst dann
sieht man noch
punkte von licht,
nicht?
und macht man
sie auf
in der nacht
fragt man sich
woraus ist das
finstere gemacht
ist es schwer oder
leicht, weit, dicht
oder einfach nur
schwarzfarbenes
licht?
und hat es gewicht
am gesicht jeden-
falls spürt man
es nicht, stiehlt
nur die sicht,
also ist es nicht,
oder ist es doch was?
ein wegda vielleicht?
ein fürchterlichnah?!
der schalter ist dort
der atem ist da
der mond fehlt heut
ganz
und doch sieht man
einen glanz,
bevor man schläft
und die nacht
wie jede nacht durch
die dunkelheit geht
und verweht.
ist es schon spät?
 

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die drachen die lachen

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die drachen die lachen
Kindergedichte von Michael Hammerschmid
Mit Bildern von Mia Schwarcz

1. Auflage 2013
64 Seiten, Einlagige Schulheft-Broschur mit Rückstich-Fadenheftung, zahlreiche Abbildungen
Format 130 × 225 mm
ISBN 978-3902919-00-7
Preis: EUR 16,–

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Der Autor

Michael Hammerschmid, 1972 in Salzburg geboren, ist Autor von Gedichten, Liedern, Hörspielen, Essays und Büchern zur Literatur und Poetik. Nach mehreren Auslandsaufenthalten, u. a. in Paris, wo er an der Sorbonne Paris IV unterrichtete, lebt er derzeit in Wien, wo der Vater zweier Töchter seinen vielfältigen Tätigkeiten als Dichter, Herausgeber, Vortragender, Übersetzer und als Lehrbeauftragter für Neuere Literatur an der Universität Wien nachgeht. Michael Hammerschmid erhielt u. a. Arbeitsstipendien und eine Übersetzerprämie des bm:ukk, den Werkzuschuss der Literarmechana und 2009 den Reinhard-Priessnitz-Preis.

Mia Valentina Schwarcz, 2005 geboren, lebt mit ihrem Vater, Michael Hammerschmid, ihrer Mutter und Schwester in Wien. Die im Buch abgedruckten Bilder hat sie in den vergangenen vier Jahren gemalt.

Michael Hammerschmid

Michael Hammerschmid

Mia Valentina Schwarcz

Mia Valentina Schwarcz

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Randbemerkungen

Ansprache und Selbstauslotung

Michael Hammerschmids Gedichte »die drachen die lachen« gehen einen Schritt nach vorne. Sie bewegen sich mit jedem Gedicht ein Stück weit einem kindlichen Du entgegen, das sich bei einem zweiten Blick als noch weiter, komplexer, vielfältiger erweist. So sind diese Gedichte direkte Ansprachen und dennoch gleichsam Selbstauslotungen, und ihr Gestus insgesamt ein fragender, forschender, tastender. Das ist vielleicht auch eine der Hauptqualitäten dieses lyrischen Sprechens, dem es um die Nuancen, die Schattierungen, die Farben, um die Vielfalt und nicht zuletzt um genauso kleine wie große Fragen der Existenz geht, die unsere Sprache, unser Sprechen, das Ich und das Du, Kinder und Erwachsene genauso betreffen.

Dieses Konzept literarischen Ausdrucks hat durch die Ergänzung und Erweiterung der Bilder von Mia Schwarcz, der heute achtjährigen Tochter des Autors, eine zusätzliche Dimension gewonnen, die die Fragen der Texte auf unterschiedliche Weise spiegelt, ihnen entgegenspricht, sie auch bricht und auf andere Ebenen führt. Im Mit- und Nebeneinander der beiden Welten, – die im Alltag des Künstlerduos einen teils auch gemeinsamen Erfahrungsraum haben –, der kindlichen und der erwachsenen Welt, der malerisch-zeichnerischen und der sprachlich-mündlich-schriftlichen, ergeben sich viele Bezüge und Beziehungen, die das Verhältnis und die Möglichkeiten von eigenständigem Ausdruck und Dialog noch einmal von einer neuen Seite her thematisieren. Was dabei weder die Bilder noch die Gedichte tun (wollen), ist, die andere Seite erklären. Sie stehen vielmehr selbst- und eigenständig für sich und scheinen doch miteinander zu sprechen. Ein zauberhafter Zustand, in dessen komplexe Welt der von Wolfgang Gosch grafisch gestaltete Band, herzlich einlädt – in Richtung Bild und Gedicht, in die zwischenmenschlichen Innen- und Außenräume und die dort entstehenden Fragen.

· · ·

Radikalität und Blickwechsel

Die Einbeziehung kindlichen Ausdrucks im Kunstkontext ist immer in Gefahr, entweder als eine Art Sakrileg oder als eine Art Mode wahrgenommen zu werden. Meist wird sie fast automatisch mit den üblichen Projektionen auf Kinder und also weitgehend mit sogenannten »positiven« Assoziationen besetzt.

Michael Hammerschmid zu »die drachen die lachen«

Was in dem Buch von Michael Hammerschmid dazu konträr herausgearbeitet wird, ist auch eine nicht geringe Radikalität im kindlichen Ausdruck. Hammerschmid zeigt dies einerseits über die Fragen, die er seinem kindlichen Gegenüber in seinen Gedichten stellt, genauso wie er seinen Texten wiederum die Zeichnungen seiner inzwischen achtjährigen Tochter gegenüberstellt. Eine Art Austausch im Alltäglichen, in der ein Zirkusbesuch ebenso seinen Platz findet wie Fragen nach der Gestalt des Todes, stimmungsabhängige Wechsel im Selbstverständnis, Dunkelheit und schlechte Gedanken – aber auch der staunende Blick von unten den Eiffelturm hinauf, Drachen steigen lassen im Herbst oder der Tag, an dem ein sechsjähriges Mädchen zum ersten Mal seine beste Freundin besuchen geht. Dass bisweilen auch Ängste und Unsicherheiten zu bewältigen sind, scheint beiden Seiten nur recht und billig. Denn man kann mit Vielem sein Auskommen finden und sich an den umgebenden Dingen erfreuen – die Gedichte erzählen unter anderem von den Fragen, die sich dazu stellen.
Die Bild-Text-Verbindungen, -Überblendungen lassen in diesem Zusammenspiel vielerlei Gleichzeitigkeiten, Räume der Berührung und Zwischenräume entstehen und sind also gleichzeitig Paralleluniversum und Beziehungsgeflecht, das zum einen die Möglichkeit gibt, zwei völlig unabhängige Ausdruckswelten kennenzulernen, diese aber auch gleichzeitig und in ihrer Wechselwirkung wahrzunehmen. Dass das Verhältnis der beiden nicht zuletzt auch spiegelgleich zum Gestus der Gedichte funktioniert, ist einer der zentralen Gründe für die Kombination von Text und Bild und soll einen interessanten Blickwechsel auf beides ermöglichen.

So wäre vielleicht ein indirekter Dialog in Gang gesetzt. Wobei ich die komplexe Einfachheit der kindlichen Wahrnehmung wie wenig sonst liebe und mich mit diesen Gedichten auf die Suche nach dem Du als Echoraum dieser geheimnisvollen Liebe mache. Einem weitverbreiteten Kurzschluss möchte der Gedichtband dabei ganz bewusst entgehen: dass die Bilder als bloße Bebilderung der Texte missverstanden werden.

Michael Hammerschmid zu »die drachen die lachen«

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Pressestimmen

Rettung durch Schönheit

[…] Schön ist dieses Buch nicht nur textlich, sondern auch durch Zeichnungen und Bilder von Hammerschmids Tochter Mia Valentina Schwarcz, welche die Gedichte im wahren Sinn des Wortes untermalen. Dazu ist der fadengeheftete Band in Schulheftbroschur ästhetisch und ausstattungsmäßig exquisit. Und überraschend. Wie alle Publikationen aus der Edition Krill. Ganzen Artikel lesen…

Stefan Gmünder, Der Standard/Album (10./11. Mai 2014)

Michael Hammerschmid:
die drachen, die lachen

Kindergedichte nennt der 1972 in Salzburg geborene Dichter, Übersetzer und Literaturwissenschaftler Michael Hammerschmid seine Sammlung »die drachen die lachen«. Wer sich davon Reime zum Vorlesen für Kinder erwartet, geht allerdings fehl. Es sind Gedichte, die mit unverstellt kindlichem Blick die Welt betrachten, in der vieles, was für Erwachsene bloß alltäglich ist, mit einem Mal wieder phantastisch, magisch, poetisch, bedrohlich oder einfach nur staunenswert erscheint. So gesehen sind es dann doch auch wieder Gedichte, die auch Kinder anzusprechen vermögen. Seinen besonderen Reiz erhält das Buch durch Bilder von Hammerschmids achtjähriger Tochter Mia Schwarcz, die einige dieser Gedichte sogar inspiriert haben. Ein schönes, herzerwärmendes Buch.

Peter Blaha, Die Bühne (Schwerpunkt Lyrik, Jänner 2014)

Die Drachen, die lachen

Diese Sammlung von 16 Kindergedichten verquickt ganz unterschiedliche Welten, nämlich die großen und die kleinen, und zaubert deswegen nicht nur bei jungen Lesern Bilder in den Kopf. Illustriert hat das Ganze noch dazu die Tochter des Autors. Familientauglich!

Mia Eidlhuber, family Magazin (November 2013)

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Im Buchhandel

Erhältlich ist das Buch direkt bei Edition Krill sowie im gut sortierten Buchhandel. Buchhändler wenden sich bitte direkt an uns: Kontakt

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